Die Bedeutung der Belichtungszeit

Für die Fotografie ist die Belichtungszeit genauso wichtig wie die Blende! Die Belichtungszeit – wie der Name schon sagt – bedeutet die Zeitdauer, die der Verschluss der Kamera geöffnet ist, bevor er sich wieder schließt und die Aufnahme beendet wird. In halbwegs ordentlichen Kameras sind Belichtungszeiten von 1/4000 Sek. bis hin zu 30 Sek. vorhanden. Es gibt aber auch Kameras die schon bei 1/8000 Sek beginnen; neuerdings gibt es sogar welche die mit 1/16000 Sek anfangen.

Die Belichtungszeiten werden meist in vollen Zeiteinheiten angegeben. Von einer Zeiteinheit zur nächsten handelt es sich um einen „Lichtwert“ (LW)! Jede volle Belichtungszeit zur nächsten bedeutet eine Verdoppelung: siehe nachstehende Auflistung: 1/8000, 1/4000, 1/2000, 1/1000, 1/500, 1/250, 1/125, 1/60, 1/30, 1/15, 1/8, ¼, ½, 1,00 Sek. usw. bis hin zu 30 Sek.
Für eine längere Belichtungszeit als 30 Sek ist der “Bulbmodus” zuständig; wird dieser Modus eingeschaltet und die Aufnahme ausgelöst, bleibt der Verschluss solange geöffnet wie der Auslöser gedrückt wird (theoretisch eine Stunde oder mehr). Erst beim Loslassen des Auslösers wird der Verschluss wieder geschlossen. Es ist leicht zu verstehen, dass für derartige Aufnahmen (z.B. Nachtaufnahmen andere Hilfsmittel notwendig sind; beispielsweise ein Hut – näheres bitte nachfragen).

Lamellenschlitzverschluss (Quelle: Wikipedia)

Für die Belichtungszeit ist der sogenannte Verschluss  in der Kamera zuständig. Eine meist aus kleinen Metalllamellen bestehende Konstruktion, mit zwei „Vorhängen“. Diese sind wichtig um eine so kurze Verschlusszeit wie z.B. 1/4000 zu erreichen. Ein einzelner Verschlussvorhang wäre viel zu langsam für eine derartig schnelle Zeit. Während bei einer schnellen Belichtung der eine Verschlussvorhang schon mal loslegt, schießt der zweite Vorhang bereits los bevor der Erste seine Tätigkeit erledigt hat. Erst diese Vorgehensweise erst ermöglicht eine derart schnelle Verschlusszeit. Wer es nicht glaubt, braucht nur mal eine schnellere Verschlusszeit (schneller als die Blitzsynchronzeit) beim Blitzen einstellen! Man wird schnell merken, das sich plötzlich ein dunkler Balken auf dem Bild befindet. Da war der zweite Verschlussvorhang dann schneller als der Blitz.

Zum Abschluss des Technikteils noch der Hinweis zu einer sogenannten „Faustregel“ – sie gilt immer noch, nur nicht mehr ganz so doll…  Seit es die “Bildstabilisatoren” gibt; eine Einrichtung – meist am Objektiv – die dafür sorgen soll, das evtl. Verwackelungen technisch ausgeglichen werden. Sie funktionieren meist recht gut, dennoch die Faustregel hat weiterhin ihre Berechtigung! Diese Faustregel lautet: “Brennweite gleich Belichtungszeit”! Hierbei geht es um die Belichtungszeit bei einer Aufnahme, die aus der Hand (also ohne Stativ, Bohnensack etc.) noch verwackelungsfrei gehalten werden kann. Hält man sich nicht an diese Faustregel, dann wird es recht häufig verwackelte Bilder geben und man ärgert sich doch schon sehr, sehr, sehr (und ich weiß wovon ich rede…)
Ein Beispiel: Fotos mit einer Telebrennweite von 300 mm ergibt (lt. Faustregel) eine Belichtungszeit von 1/300 Sek. oder schneller z.B. 1/500 Sek. Eine Aufnahme mit einem Weitwinkelobjektiv von bspw. 30 mm ergibt eine Belichtungszeit von 1/30 oder schneller.
Dies kann für jede andere Brennweite fortgeführt werden. Alle diese Angaben beziehen sich auf Vollformatkameras, d.h. Kameras mit einer Sensorgröße von 24×36 mm. Bei den sogenannten APS-C-Kameras (auch Halbformat-kameras genannt, sie haben einen kleineren Sensor) muss der Verlängerungsfaktor mit berücksichtigt werden. Zu diesem Thema gibt es noch einen ergänzenden Kommentar in nächster Zeit.
Soweit zur Technik, nun zu dem Teil der Belichtungszeit, der sich gestalterisch im Foto bemerkbar macht. Dazu gibt es einige Stichwörter, wie z.B. „Einfrieren“, „Mitziehen“, „Einzoomen“, „Auszoomen“ etc.
Sie alle haben durchaus eine Bedeutung für die Belichtungszeit. Kurze Belichtungszeiten eignen sich besonders für Objekte die sich bewegen (Tiere, Sport, Rennen etc.) längere Verschlusszeiten eignen sich für Aufnahmen, in denen man über Bewegungsunschärfen Bewegung im Bild darstellen will. Notwendig sind längere Verschlusszeiten bei Nachtaufnahmen, die immer eine längere Belichtungszeit fordern.

 

Beim „Mitziehen“ wird meist eine mittlere Belichtungszeit eingestellt (z.B. 1/60). Wenn man nun mit einen 300 mm Tele einen Rennfahrer im Vorbeifahren aufnehmen will, dann verfolgt man diesen Radrennfahrer mit der Kamera eine Zeit lang bevor die eigentliche Aufnahme ausgelöst wird (dies ist die Mitziehphase); wenn der Radrennfahrer nun etwa in Höhe des Fotografen ist, erfolgt die eigentliche Aufnahme. Der Effekt: Der Radrennfahrer wird einigermaßen scharf abgebildet, während sich der Hintergrund durch den Mitzieheffekt als waagerecht gestrichelter Hintergrund völlig unscharf darstellt und so Geschwindigkeit im Foto erzeugt. (Bild ist aus Internet, ich hatte leider keinen Radrennfahrer zur Verfügung)

Beim „Einfrieren“ geht es um das knackscharfe Darstellen von schnellen Bewegungen. Ein schönes Motiv (neben vielen anderen) ist hier die langhaarige Frau (seltener der langhaarige Mann) im Schwimmbad, die mit dem Kopf unter Wasser, diesen blitzschnell aus dem Wasser reißt und ihre langen, nassen Haare durch die Luft schleudert. Hier ist Geschwindigkeit gefordert; von der Belichtungszeit ebenso wie vom Fotografen. (Bild ist aus Internet, ich hatte leider keins zur Verfügung)

„Ein- und Auszoomen“ nennt man den Vorgang, während der Aufnahme das Zoomobjektiv entweder vom Weitwinkel in den Telebereich zu drehen/ziehen oder umgekehrt. Beide haben etwas an Bedeutung verloren, weil man diesen Effekt auch in Photoshop erreichen, kann. Sie haben aber (wenn sie denn gelungen sind, ist gar nicht so einfach) eine wunderbar runde Bewegungsunschärfe rund um das Objekt und sehen einfach gut aus. (eigenes Bild, allerdings mit dem Radialfilter erstellt!)

Soweit zur Belichtungszeit. Falls etwas fehlen sollte, so bitte ich um Hinweise und Nachsicht. Bei Hinweisen kann ich jederzeit Ergänzungen hinzufügen.

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